Appell des FREO e.V.

Zum Entwurf des Doppelhaushaltes 2024/2025 des Berliner Abgeordnetenhauses mit drohender Halbierung der Basisförderung der lautten compagney BERLIN

Berlin, 28. September 2023

 

Sehr geehrter Herr Kultursenator Chialo,
sehr geehrte Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Engagement und Demokratieförderung des Berliner Abgeordnetenhauses,

im Koalitionsvertrag des Landes Berlin haben Sie im Abschnitt Kultur und Medien formuliert:

„Mit den Erfahrungen aus Corona und mit Blick auf kommende Krisen gilt: Wir wollen so fördern, dass Künstlerinnen und Künstler sowie Einrichtungen resilienter in die Zukunft gehen.“

Gleichzeitig mussten wir nun erfahren, dass die Haushaltsplanung für 2024 und 2025 eine Halbierung der aktuellen Basisförderung der lautten compagney vorsieht.
Wir können diesen Plan nicht nachvollziehen, denn Sie konterkarieren damit Ihre Versprechungen im Koalitionsvertrag und die angedrohte Kürzung bedroht die Arbeit der lautten compagney massiv. Eine zukunftsgerichtete Förderung unter dem Schlagwort der Resilienz sieht anders aus.

Als freies Ensemble im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis gestaltet die lautten compagney seit 39 Jahren die Musiklandschaft entscheidend mit. Mit ihrer künstlerischen Arbeit steht sie beispielhaft für die Landschaft der Freien Klangkörper in Deutschland, die neue Maßstäbe in der Entwicklung von Repertoire, Interpretation und Aufführungspraxis und in der Etablierung neuer Konzertformate setzt.
Als privatwirtschaftlich getragene Organisation hat die lautten compagney flexible und wirtschaftlich äußerst effiziente Strukturen entwickelt. Fixkosten und laufende Ausgaben für Organisation, Verwaltung und Infrastruktur machen nur ca. 15% des Budgets aus; 85% fließen direkt in die Kunst. Doch nur, wenn eben jene Fixkosten gedeckt sind, und somit Verwaltungs- und Personalstrukturen langfristig stabilisiert werden können, ist es der lautten compagney möglich, weiterhin auf höchstem professionellem Niveau zu arbeiten und eine angemessene Vergütung von Personal und künstlerisch Mitwirkenden zu garantieren.
Die geplante Kürzung der Basisförderung hätte schwerwiegende Folgen für die lautten compagney: Es droht das Wegbrechen von Personalstrukturen und eine Zersplitterung der künstlerischen Stammbesetzung, die Deckung der Fixkosten und eine faire Vergütung der künstlerisch Mitwirkenden rücken in weite Ferne. Eine Kürzung der Basisförderung führt somit unmittelbar zu Einsparungen bei den Honoraren der Musiker*innen.

Freiberufliche Arbeit und dauerhafte Strukturen sind kein Widerspruch. Vielmehr ist eine auf Dauer angelegte und verlässliche Trägerstruktur der einzige wirksame Hebel, über den freie Arbeit eine gewisse Absicherung und Kontinuität erfahren kann. Mit der Basisförderung für die lautten compagney ist Berlin einen zukunftsorientierten und beispielhaften Schritt gegangen in der Unterstützung freier Strukturen. Eine Kürzung der Basisförderung der lautten compagney wäre somit nicht nur für das Ensemble, sondern auch für die bundesweit und international angesehene Berliner Kultur-und Musiklandschaft ein großer Rückschritt.

Wir appellieren deshalb dringend an Sie, die geplante Kürzung der Basisförderung der lautten compagney nicht umzusetzen.