LABOR FREIES MUSIKTHEATER
DAS LABOR

Am 26. August haben wir im TAK Berlin als Teil des Programms “Bundesweite Artist Labs” des Fonds Darstellende Künste das “Labor Freies Musiktheater” ausgerichtet. Die 29 eingeladenen Künstler*innen haben sich im Rahmen dieses Labors über ihre persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen der Corona-Pandemie ausgetauscht. Darüber sind sie zu individuellen aber auch gemeinsamen Erkenntnissen gelangt, was sie künftig für sich und ihre Arbeit brauchen um flexibel auf veränderte Arbeits- und Existenzrealitäten reagieren zu können. Es war ein interessanter und inspirierender Tag, mit engagierten Teilnehmenden und einem produktiven Austausch. Die Ergebnisse aller Labore sind beim abschließenden B.A.L.L. des Fonds Darstellende Künste am 14./15. Oktober in Berlin zu sehen, wo sich Teilnehmende aller Labore zu einem großen Abschluss-Labor treffen.

Konzept & Organisation: FREO – Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V., Lena Krause, Volker Hormann, Jelena Jakobi, Wibke Behrens und Moritz von Rappard
Moderation und Logbuch: Wibke Behrens, Moritz von Rappard (HANDS ON)

Gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

© Kai Bienert
© Kai Bienert
Das Format

Im Interesse einer Bestandsaufnahme waren die Teilnehmenden in einem ersten Schritt eingeladen, sich zu vergegenwärtigen, was eigentlich ihre schönsten und finstersten Momente in Zeiten von Corona waren. Aus der Sammlung der individuellen Eindrücke entstand eine gemeinsame Galerie, welche die Vielfalt der Erinnerungen sichtbar machte. Im Folgenden ging es darum, genauer zurückzuschauen. In einem eigens für das Labor entwickelten Logbuch arbeiteten sich die Anwesenden in Einzelarbeit durch insgesamt acht Fragen zur Veränderung ihrer Arbeits- und Produktionsweise während der Pandemie. Am Ende dieser Bestandsaufnahme stand die auf die individuelle Arbeitspraxis fokussierte Frage: Was ist meine aktuellste Herausforderung, die ich hier und heute angehen möchte? Nach einer Gruppenaufstellung, die den Teilnehmenden zeigte, wer an ähnlichen Themen arbeitet, halfen Bausteine aus der g3-Methode, nämlich Anleitungen zu Ideenentwicklung und einer Prototypen-Entwicklung dabei, im Austausch und mit Unterstützung der anderen an der konkreten Verbesserung der eigenen Arbeitssituation zu arbeiten: Was kann ich konkret tun, damit ich in der Pandemie besser arbeiten kann? Nachdem die Ergebnisse ein weiteres Mal in einer Gruppenaufstellung geteilt wurden, war für die Teilnehmenden deutlich sichtbar, wo drängende Themenfelder liegen. Abschließend zielte das Labor darauf ab, die freigesetzten Ideen und Energien so zu verdichten, dass alle Teilnehmenden zum einen konkret benennen konnten, was sie am Montag nach der Veranstaltung anders machen möchten und sich zum anderen für einen weiterführenden Austausch oder eine zukunftsweisende Zusammenarbeit im Themenfeld Freies Musiktheater wünschen.

Die Dokumentation

Begleitet wurde das Labor durch ein Graphic Recording von Tiziana Beck (graphicrecording.cool), durch den Journalisten Hartmut Welscher (VAN Magazin) und den Fotografen Kai Bienert. Außerdem gibt es einen Beitrag auf dem Blog des Fonds Darstellende Künste, verfasst von Sebastian Köthe.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Hartmut Welscher
Die sogenannte “freie Szene” lebt nicht nur im Finanz- sondern auch im Zeitprekariat. Über eine Berufsgruppe, die nicht nur mehr materielle Sicherheit, sondern auch mehr Selbstfürsorge braucht.

Ende August kamen in Berlin 29 Künstler:innen des freien Musiktheaters zusammen, um individuelle Erlebnisse und Erfahrungen nach zwei Jahren Pandemie auszutauschen. Dabei zeigte sich, dass es der Szene nicht nur an materieller Sicherheit fehlt. 

Gustav Mahlers Komponierhäuschen am Attersee, Henry David Thoreaus Blockhütte am Walden Pond in Massachusetts oder Dylan Thomas’ Schreibschuppen im walisischen Laugharne sind ikonische Orte des künstlerischen Rückzugs. Sie stehen für zwei ideale Grundbedingungen schöpferischen Arbeitens: die endlose Verfügbarkeit von Zeit… weiterlesen

© Kai Bienert