Gerade in der »alten« und der zeitgenössischen Musik entdecken wir seit über 40 Jahren Spieltechniken, Interpretationsweisen, Instrumente und Repertoire (wieder), die neue Maßstäbe setzen. Ohne uns klänge die Welt der Kunstmusik heute weniger facettenreich und aufregend. Während viele unserer Errungenschaften mittlerweile zum Mainstream geworden sind, arbeiten wir schon wieder an neuen Paradigmenwechseln. Das Klassische an der Klassik überlassen wir lieber anderen. Denn für uns ist sie kein Museum, sondern eine lebendige Kunstform, die sich kontinuierlich weiterentwickeln muss, um relevant zu bleiben.
Wir wollen nicht im Elfenbeinturm musizieren, sondern verorten uns in der Mitte der Gesellschaft. Aus der engen Bindung an unser Publikum und den Ort, an dem wir wirken, ziehen wir fruchtbare Impulse für unser Schaffen. Kunstmusik und Nahbarkeit sind für uns kein Widerspruch. Deswegen schaffen wir Angebote, die viele verschiedene Zielgruppen ansprechen – nicht als nettes Extra, sondern als identitäts- und sinnstiftende Grundlage unserer Arbeit.
Freie Ensembles sind keine »losen Zusammenschlüsse«. Im Gegenteil: Dauerhafte Strukturen sind für uns eine Notwendigkeit, damit Qualität wachsen und zum Maßstab werden kann. Als überwiegend privatwirtschaftlich getragene Unternehmen haben wir am freien Kunstmarkt dynamische Organisationsmodelle entwickelt, die Spezialisierung und künstlerische Exzellenz ermöglichen und gleichzeitig unseren Risikogeist und Forschungsdrang befriedigen. Bei aller Flexibilität sind unsere Organisationsmodelle dabei auf Langfristigkeit ausgelegt und von Ensemble zu Ensemble so verschieden wie unsere künstlerischen Identitäten.
Wir nehmen die Verwirklichung unserer Ideen in die eigenen Hände und teilen die unternehmerische Führung unserer Ensembles, mit viel Selbstverantwortung und hohem individuellem Risiko. Wir sind dabei nicht angestellt, sondern arbeiten selbstständig, z.B. als Shareholder oder Träger:in »unserer« Ensembles. Gemeinsam gestalten wir aktiv unsere strategische und künstlerische Ausrichtung. Das erlaubt uns, all unsere Potentiale freizusetzen und damit einen Gegenentwurf zum Modell der abhängig angestellten Musiker:innen in den tariflich organisierten Konzert und Theaterorchestern zu leben. Ganz bewusst haben wir uns für die Arbeit im freien Ensemble entschieden, denn das vergrößert unsere Spielräume und steigert unsere Motivation, Leistung, Qualität, Kreativität und Flexibilität.
Wir entwickeln und veranstalten eigene Projekte, Konzertreihen, Festivals, Ausstellungen und Musikvermittlungsformate und beschäftigen Komponist:innen, Musiker:innen, Künstler:innen und andere Kulturschaffende genau wie Manager:innen, Marketing- und Presseexpert:innen, Stage-Manager:innen und Verwaltungsfachkräfte. Als agile, wandlungs- und anpassungsfähige, produktive und kreative Kulturunternehmer sind wir zentrale Schnittstellen der lokalen wie der internationalen Kulturnetzwerke.
Wir arbeiten unter schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen mit einem hohen wirtschaftlichen Risiko. Unsere Finanzierungsmodelle setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen, vor allem aus Gagen, Ticketverkäufen und zeitlich begrenzten Fördermitteln. Förderung bleibt dabei meist kurzfristig und ist fast immer an einzelne künstlerische Projekte gebunden. Gleichzeitig legt das Zuwendungs und Gesellschaftsrecht unserer Arbeit oft Steine in den Weg, zum Beispiel, weil es uns nicht erlaubt, Rücklagen zu bilden und ein Sicherungsnetz zu spannen. Die Ambivalenz zwischen großem künstlerischem Erfolg auf der einen und fehlender Existenzsicherung auf der anderen Seite ist leider unser ständiger Begleiter.
Viele freie Ensembles sind Leuchttürme der deutschen Kulturlandschaft. Wir sind international gefragt und regelmäßig auf den großen Konzertbühnen und Festivals zu Gast. Dass die deutsche Ensemble- und Orchesterlandschaft wegen ihrer Vielfalt und künstlerischen Exzellenz weltweit ausstrahlt, ist auch ein Verdienst freier Ensembles.
Unsere Szene wächst organisch. Stetig gründen sich neue freie Ensembles und bereichern die, die schon da sind, mit eigenen Impulsen und aktuellen Bezugnahmen zu gesellschaftlichen und künstlerischen Positionen. Die Bestehenden wiederum inspirieren immer wieder neue Initiativen, die den Pioniergeist weitertragen. So wirken wir bei aller Vielfalt gemeinsam als Inkubator für aktuelle Formen der Kunstmusik.